Endspielbälle von '54, '74, '90 und '14 an einem Ort vereint

      Ab sofort im Deutschen Fußballmuseum zu sehen: die vier WM-Endspielbälle der deutschen Nationalmannschaft!

      Der "Swiss World Champion" von 1954 und der "Brazuca" von 2014 waren bereits im Besitz des Deutschen Fußballmuseums.

      Jetzt ist es, nach langer Recherche, gelungen, sich auch den "Telstar Durlast" der WM 1974 und den "Etrusco Unico" von 1990 zu sichern und beide Schätze der Öffentlichkeit dauerhaft im Deutschen Fußballmuseum zu präsentieren. 

      Manuel Neukirchner, Direktor des Deutschen Fußballmuseums, sagt: „Die WM-Finalbälle sind wie Mitglieder einer Familie aus vier Generationen. Jeder einzelne erzählt nicht nur deutsche Fußball-, sondern auch deutsche Nationalgeschichte. Der WM-Titel 1954 war die emotionale Geburtsstunde der jungen Bundesrepublik. 1974 gab es das Duell BR Deutschland – DDR bzw. Wir gegen Uns. 1990 war die Mauer bereits gefallen, die Wiedervereinigung aber noch nicht vollzogen, was sie dann 2014 war. Diese vier Kronjuwelen der deutschen Fußballgeschichte erstmals unter dem Dach des Deutschen Fußballmuseums vereint zu haben, ist ein gutes Gefühl.“

      Weltmeister unter sich

      Ein Gespräch

      Die WM-Endspielbälle, mit denen die deutsche Nationalmannschaft bei ihren bisher vier Titel-Gewinnen 1954, 1974, 1990 und 2014 erfolgreich war, sind in ihrer Art sehr unterschiedlich. Kein Wunder - bei bis zu 60 Jahren Altersunterschied. Was sie ausmacht, erzählen sie am besten selbst.


      Swiss World Champion: Als Ältester schlage ich eine kleine Vorstellungsrunde vor. Darf ich Dich, Du mit den bunten Streifen, einmal bitten zu beginnen?
      Brazuca: Gerne. Ich heiße Brazuca und schätze, dass ich der Jüngste in der Runde bin. Brazuca steht für Emotionen, Stolz und Herzlichkeit. Mein Haupteinsatzgebiet war Brasilien und der Höhepunkt meiner Tätigkeit dort das WM-Finale von 2014 in Rio zwischen Deutschland und Argentinien.
      Swiss World Champion: Schön Dich kennenzulernen Brazuca. Dann lasst uns doch weiter von jung nach alt fortfahren.
      Etrusco Unico: Ok. Ich nehme an, dann bin ich dran. Man nennt mich Etrusco Unico. Mein Name lehnt sich an die Geschichte Italiens und das Volk der Etrusker an, das in der Antike in den heutigen Regionen Toskana, Umbrien und Latium angesiedelt war. Mein Karriere-Highlight ist das WM-Finale von 1990 in Rom. Kollegen von mir sind auch bei der Fußball-Europameisterschaft 1992 in Schweden und bei den olympischen Sommerspielen 1992 in Barcelona zum Einsatz gekommen.
      Telstar Durlast: Hallo in die Runde, ich heiße Telstar Durlast. Meine Spezies ist inzwischen 52 Jahre alt und hat ihre ersten Schritte bzw. Tritte 1970 bei der WM in Mexiko unternommen. Ich habe vor allem durch die WM 1974 Bekanntheit erlangt.
      Swiss World Champion: Prima. Dann zum Abschluss auch noch eine kurze Vorstellung meinerseits. Ich wurde Swiss World Champion getauft, halte mich aber für wesentlich bescheidener als es der Name vermuten lässt. Ich bin eng verbunden mit dem ersten großen Titelgewinn der deutschen Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz.
      Brazuca: Also quasi ein „Held von Bern“.
      Swiss World Champion: (prustet etwas Luft raus): Ha, das wäre dann doch etwas anmaßend. Ich bin ja den Spielern eher zur Last gefallen. Schließlich wurde ich noch aus echtem Leder hergestellt und habe mich bei Regen mit Nässe vollgesogen. Und beim Endspiel der Deutschen gegen Ungarn herrschte „Fritz-Walter Wetter“. Das bedeutete: Dauer-Nieselregen, schwerer Boden und noch schwererer Ball.
      Brazuca: Echt? Das ist ja kaum zu glauben. Jetzt weiß ich endlich, weshalb ich vor meinem Einsatz damals in eine Waschmaschine gesteckt wurde. Offensichtlich sollte getestet werden, wie ich auf schlechtes Wetter reagiere. Ich kann nur sagen: Regen macht mir gar nichts aus. Bei solchen Bedingungen nehme ich maximal nur 0,2 Prozent meines Ursprungsgewichts zu.
      Telstar Durlast: Das ist ja ein Traum! Ich bin ebenfalls noch weitestgehend aus Leder und hatte während meiner Karriere immer wieder auch mit Übergewicht zu kämpfen.
      Etrusco Unico: Aber Du siehst wenigstens so aus wie ein echter Fußball! Eine echte Stilikone!
      Telstar Durlast: Danke, da bin ich auch schon etwas stolz drauf. Meine Art wurde ja etwa nur zehn Jahre auf der großen Bühne gespielt, aber wenn die Menschen heutzutage einen Ball zeichnen, sieht der meistens so aus wie ich.
      Etrusco Unico: Beneidenswert. Ich kann allenfalls mit inneren Werten glänzen. Ich war der erste Spielball mit einer inneren Schicht aus schwarzem Polyurethan-Schaum, was mich auch ziemlich abweisend werden ließ, zumindest was Wasser angeht. Gestreichelt wurde ich trotzdem gerne.
      Swiss World Champion: Von wem denn?
      Etrusco Unico: Am besten konnte das der Diego Maradona. Aber in dem WM-Endspiel 1990 kam ich nicht so oft mit ihm in Berührung. Meistens hatte Guido Buchwald seinen Fuß dazwischen.
      Swiss World Champion: Ich hatte die große Freude, zwischen Ferenc Puskas und Fritz Walter tanzen zu dürfen. Und selten bin ich so schön gerade, flach und schnell geflogen wie nach Helmut Rahns Schuss aus dem Hintergrund.
      Telstar Durlast: Ich fand Franz Beckenbauer und Johan Cruyff toll! Und als ich in die Nähe von Gerd Müller kam, ahnte ich: Jetzt zappele ich gleich im Netz. Davon hatten mir schon so viele Bälle berichtet: ‚Kaum bist du bei ihm angekommen, bugsiert er dich ins Tor‘. So war es auch in diesem Finale. Ein unglaubliches Erlebnis war es aber auch, mit welcher Torwartkunst Sepp Maier mich in dem Spiel daran gehindert hat, ins Tor der deutschen Mannschaft zu fliegen.
      Brazuca: Ähnliches habe ich mit Manuel Neuer erlebt. Bei ihm durfte ich mich zuweilen noch nicht einmal dem Sechzehnmetertraum nähern, dann stand er schon da und hat mich wieder in die andere Richtung befördert. Und am Ende hat Mario Götze gezeigt, dass er ebenso gut mit mir umgehen konnte wie Lionel Messi. In dem einen Moment sogar besser.  Der deutsche Reporter auf der Tribüne rief nur: „Mach ihn!“ Und was soll ich sagen? Er hat mich gemacht.
      Etrusco Unico: Das vollzog sich bei Dir ja alles in Bruchteilen einer Sekunde – Ballannahme mit der Brust, abtropfen lassen und Volleyabnahme mit links und dann dein Flug am Torwart vorbei ins lange Eck des argentinisches Tores. Bei mir dauerte der entscheidende Moment viel länger. Erst einmal lag ich da eine ganze Weile auf diesem Elfmeterpunkt. Der soll sich übrigens auch hier im Museum befinden. Drei, vier Minuten passierte nichts, weil die Argentinier nicht aufhörten zu protestieren, da ihnen der gegen sie verhängte Strafstoß unberechtigt erschien. Ab und zu wurde ich von den Südamerikanern vom Punkt gestupst. Das sollte wohl Andreas Brehme irritieren, der während des ganzen Tumults versuchte, sich auf die Ausführung des Elfmeters zu konzentrieren.
      Swiss World Champion: Und…? Hatte der argentinische Torwart eine Chance, dich zu halten?
      Etrusco Unico: Nein. Brehme hat mich mit rechts sehr platziert in die vom Schützen aus gesehen linke untere Ecke geschossen. Er war ja ein Phänomen: Brehme hat im Laufe seiner Karriere wichtige Elfmeter sowohl mit seinem linken als auch mit seinem rechten Fuß verwandelt. Vier Jahre zuvor zum Beispiel war er bei der WM in Mexiko  gegen die Gastgeber im Elfmeterschießen mit links erfolgreich. Da müsste man mal den Kollegen Azteca Mexiko fragen, wie er das gemacht hat.
      Brazuca: Ist der auch hier?
      Swiss World Champion: Nein. Das war ja damals im Viertelfinale. Er ist kein original Endspielball wie wir. Und kein Weltmeister.

      Bildergalerie: die Finalbälle im Einsatz

      Fotos: IMAGO / VI Images / IMAGO/ ZUMA Press / IMAGO / Keystone / IMAGO / ActionPictures / IMAGO / Ferdi Hartung / IMAGO / Laci Perenyi / IMAGO / Offside Sports Photography / IMAGO / Sammy Minkoff / IMAGO / WEREK / IMAGO / Horstmüller / IMAGO / Pressefoto Baumann

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      Pressemitteilung zum Thema

      Das Deutsche Fußballmuseum hat die Finalbälle der vier deutschen WM-Titelgewinne 1954, 1974, 1990 und 2014 erstmals vereint. Ab Dienstag (22.11.) werden die Originale gemeinsam in der Dauerausstellung in Dortmund ausgestellt.

      Manuel Neukirchner, Direktor Deutsches Fußballmuseum: „Die WM-Finalbälle sind wie Mitglieder einer Familie aus vier Generationen. Jeder einzelne erzählt nicht nur deutsche Fußball-, sondern auch deutsche Nationalgeschichte. Der WM-Titel 1954 war die emotionale Geburtsstunde der jungen Bundesrepublik. 1974 gab es das Duell BR Deutschland – DDR bzw. Wir gegen Uns. 1990 war die Mauer bereits gefallen, die Wiedervereinigung aber noch nicht vollzogen, was sie dann 2014 war. Diese vier Kronjuwelen der deutschen Fußballgeschichte erstmals unter dem Dach des Deutschen Fußballmuseums vereint zu haben, ist ein gutes Gefühl.“
      Neu dazugekommen sind jetzt die Finalbälle von 1974 und 1990. Dem Fußballmuseum ist es in insgesamt dreijähriger Recherchearbeit gelungen, die Objekte ausfindig zu machen, deren Provenienz zu prüfen und sie schließlich ohne Aufhebens nach Deutschland zurückzuführen. Der TELSTAR DURLAST von 1974, aus polyurethanbeschichtetem Leder und 32 Panels (20 hexagonal, 12 pentagonal) handgenäht, kommt aus dem Besitz der Nachfahren des damaligen Schiedsrichters Jack Taylor, der im Juli 2012 gestorben ist.

      Malte von Pidoll, Kurator Deutsches Fußballmuseum: „Die von uns bis heute als typisch wahrgenommene schwarz-weiße Optik des Balles sollte diesen im noch weit verbreiteten Schwarz-Weiß-Fernsehen sichtbarer machen. Das Design des Balles orientierte sich tatsächlich an dem gleichnamigen Telekommunikationssatelliten, der 1962 die erste TV-Live-Übertragung zwischen den USA und Europa ermöglichte.“
      Eine Weltreise hat unterdessen der Finalball von 1990 hinter sich. Der ETRUSCO UNICO, ein Materialmix aus Latex, Neopren, Polyurethan und dadurch der erste vollständig wasserabweisende Fußball, gleichfalls aus 32 Panels (20 hexagonal, 12 pentagonal) handgenäht, wurde nach vielen Gesprächen und langer Überzeugungsarbeit im Mai 2022 in Miami von Edgardo Codesal ans Fußballmuseum übergeben. Der Schiedsrichter des Finales von Rom, nach seiner Karriere als Referee als Gynäkologe tätig, hatte ihn zusammen mit anderen Fußball-Devotionalien über 30 Jahre lang in seiner Arztpraxis in Mexiko-City aufbewahrt. Der Ball trägt die von Edgardo Codesal unmittelbar nach dem Schlusspfiff des WM-Finales 1990 mit pinkem Edding hinzugefügte Aufschrift Alemania 1 - Argentina 0.
      Der Finalball von 1954, SWISS WORLD CHAMPION, aus gegerbtem Leder und 18 Panels in der Sportartikelfabrik von Ulrich Schär in Murgenthal/Schweiz handgenäht, und mit den gut lesbaren Unterschriften der deutschen Helden von Bern veredelt, wird bereits seit Eröffnung des Deutschen Fußballmuseums im Oktober 2015 in der Dauerausstellung präsentiert. Ebenso der BRAZUCA FINAL RIO von 2014 aus dem Hause Adidas, hergestellt aus Polyurethan in Thermo-Klebetechnik, als Original gekennzeichnet mit dem USED-Aufdruck der FIFA; und der erste WM-Ball mit eigenem, inzwischen aber eingestelltem Twitter-Account.
       

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