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      Jürgen Klinsmann

      30. Juli 1964, Göppingen
      Sturm

      Stationen als Spieler:

      1981–1984    Stuttgarter Kickers                
      1984–1989    VfB Stuttgart                
      1989–1992    Inter Mailand                 
      1992–1994    AS Monaco
      1994–1995    Tottenham Hotspur    
      1995–1997    FC Bayern München
      1997–1998    Sampdoria Genua    

      Verein:
      221 Spiele, 110 Tore (Bundesliga)
      103 Spiele, 36 Tore (Serie A, Italien)
      65 Spiele, 29 Tore (Ligue 1, Frankreich)
      41 Spiele, 20 Tore (Premier League, England)

      Erfolge:
      Deutscher Meister: 1997
      UEFA Pokal Sieger: 1991, 1996
       

      Nationalmannschaft:
      108 Spiele, 47 Tore

      Weltmeister: 1990
      Europameister: 1996
      Vize-Europameister: 1992

      Hinter Jürgen Klinsmann lag bereits eine beachtliche Karriere, als er ausgerechnet im Sinkflug endgültig den verdienten Respekt der Öffentlichkeit erlangte und speziell die Herzen der Fans der Tottenham Hotspurs eroberte. Eigentlich machte er bei seiner fünften Profistation nichts anderes als zuvor auch schon in Stuttgart bei den Kickers und beim VfB, bei Inter Mailand und in Diensten des AS Monaco: Der Stürmer schoss regelmäßig und zuverlässig Tore. Nun aber verband er seinen Jubel mit einer außergewöhnlichen Geste, indem er lossprintete, dann beinahe wie ein Skiflieger zum Sprung ansetzte, um kurz darauf bäuchlings auf dem meist feuchten englischen Rasen zu landen und einige Meter mit sichtlicher Freude an seinem Tun auszugleiten. Der „Diver“ war geboren und wurde schnell zu seinem Markenzeichen. Ursprünglich galt die akrobatische Flug-Einlage seinen an britische Härte gewöhnten Kritikern, die Klinsmann zuweilen eine ausgeprägte Fallsucht attestierten, sobald sich ihm ein Gegner etwas robuster näherte. Also demonstrierte der so Gescholtene: „Seht her, ich kann das auch ohne Körperkontakt.“ Die Engländer mögen Selbstironie.

      Der „Diver“ hatte einen weiteren Effekt. Klinsmann baute ihn zum Gemeinschaftsjubel aus. Wenn er mit ausgebreiteten Armen Anlauf nahm, dann war das immer auch eine Einladung an seine Kollegen, es ihm gleichzutun. Schon bald rutschte annähernd das gesamte Team der „Spurs“ nach Torerfolgen in Richtung der entzückten Fans auf den Rängen. So entstand ein Bild von Zusammengehörigkeit, von Gemeinschaft. Werte, mit denen der gebürtige Schwabe bis dahin im Verlauf seiner Karriere nicht unbedingt in Zusammenhang gebracht worden war. Klinsmann war als ein nur auf seinen Vorteil bedachter Egoist verschrien. Jetzt war er derjenige, der seine Mannschaft mitriss, der ihr Begeisterung und Dynamik verlieh. Als Englands „Fußballer des Jahres“ avancierte er 1995 auch zum Welttorjäger.

      Es war die Zeit, in der er vom damaligen Bundestrainer Berti Vogts zum Kapitän der Nationalmannschaft befördert wurde. So durfte er 1996 im Wembley-Stadion als Erster den EM-Pokal in die Höhe stemmen. Die Europameisterschaft in England war sein Turnier, auch wenn er sich auf Vereinsebene unlängst aus London verabschiedet und Bayern München angeschlossen hatte -  übrigens mit  seiner Rückennummer 18 im Gepäck, mit der er in Tottenham populär geworden war. Ein außerordentlich gutes Timing, da in der Bundesliga gerade erst feste Rückennummern zum Standard wurden. Auf diese Weise schwappte der in England entfachte Klinsmann-Hype auch nach Deutschland über, wo ihm bis dahin die uneingeschränkte Anerkennung versagt geblieben war, obwohl Klinsmann für das nationale Fußball-Wohlbefinden bereits Herausragendes geleistet hatte. 
      1988 war er Mitglied der Olympiamannschaft, die bei den Spielen in Seoul mit Bronze die erste Medaille überhaupt für eine Auswahl der Bundesrepublik erringen konnte. Und bei der titelgekrönten Weltmeisterschaft 1990 in Italien machte der 108-malige Nationalspieler im Achtelfinale beim 2:1-Sieg gegen die Niederlande das Spiel seines Lebens. Wohl auch, weil er als Freigeist auftreten konnte. Nach dem frühen Platzverweis gegen Sturmpartner Rudi Völler agierte Klinsmann in vorderster Front allein auf weiter Flur. Er suchte sich seine Wege selbst und wenn er erst einmal von einem Weg überzeugt war, agierte er gegen alle Widerstände. In diesem Fall körperliche. Unvergessen sind die Bilder, die ihn völlig erschöpft bei seiner Auswechselung zeigen, nachdem er zuvor mit seinem Treffer zum 1:0 die DFB-Elf auf die Siegerstraße geführt hatte. Auch außerhalb des Platzes zählten Unabhängigkeit und persönliche Freiräume zu seinem Credo. Teamchef Franz Beckenbauer wusste damit umzugehen und gestatte ihm während des Turniers in Klinsmanns damaliger Wahlheimat diverse Extratouren.

      Eigenwillig, geradlinig, konsequent – Jürgen Klinsmanns Spielweise und Wesen brachten ihm nicht immer nur Sympathien ein, dafür aber zahlreiche Erfolge und persönliche Auszeichnungen. 2016 wurde der Welt- und Europameister vom Deutschen Fußball-Bund zum Ehrenspielführer der Nationalmannschaft ernannt. Eine herausragende Anerkennung, die dem oft Umstrittenen, so aber in den Rang der größten deutschen Fußballlegenden Erhobenen einen formvollendeten „Diver“ wert gewesen sein dürfte.  

      Die HALL OF FAME des deutschen Fußballs ist auf Initiative des Deutschen Fußballmuseums gegründet worden. Im November 2018 und Januar 2019 haben führende Sportjournalistinnen und Sportjournalisten die Gründungsmannschaften der Männer und Frauen gewählt. Die Jurymitglieder waren aufgerufen, ihre Spieler- und Trainerpersönlichkeiten des deutschen Männer- und Frauenfußballs zu berufen. Genannt werden durften Spielerinnen und Spieler, die für deutsche Auswahlmannschaften spielberechtigt waren und deren Karriereende mindestens fünf Jahre zurückliegt. Die HALL OF FAME würdigt die größten Legenden des deutschen Fußballs erstmals zentral an einem Ort. Sie ist Teil der Dauerausstellung im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund. Am 1. April 2019 eröffnet, ist so eine dauerhafte Pilgerstätte für alle Fußballfans entstanden. Die Jury entscheidet im jährlichen Rhythmus über weitere Neuaufnahmen aus dem Männer- und Frauenfußball.

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