Quelle: Markwart Herzog, Der Torhüter und Feldspieler Wilhelm Baum (Jüdische Mitglieder und Antisemitismus in der Geschichte des FCK: V. Teil), in: In Teufels Namen: Stadionmagazin 1. FC Kaiserslautern, Saison 2013/14, September/Oktober/November, Nr. 1, 46f.

Wilhelm August Baum

Geboren am 17.04.1915 in Kaiserslautern, Deutschland
Gestorben am 30.08.1944
Spieler
Torhüter

Werbeanzeige aus dem Adressbuch, Quelle: Adressbuch der Stadt Kaiserslautern, 21. Ausgabe 1920/21Wilhelm Baum wurde am 18. April 1915 in Kaiserslautern geboren und war das einzige Kind des Kaiserslauterer Kaufmanns Eugen Simon Baum (geb. 1894), der bei der Meldebehörde als Angehöriger der israelitischen Religion und nach 1935 als „Volljude“ geführt wurde. Seine aus Otterbach bei Kaiserslautern stammende Ehefrau Anna Forster (geb. 1897) und sein Sohn Wilhelm gehörten dagegen der katholischen Kirche an. Die Familie Baum lebte in den 1920er und frühen 1930er Jahren abwechselnd in Ludwigshafen/Rhein und Kaiserslautern und zog 1934 endgültig nach Ludwigshafen um.

Wilhelm war Jugendspieler beim Fußballverein (FV) Kaiserslautern, einem Vorgängerverein des heutigen 1. FCK. Er war in der Zeit vor 1930 in der Fußballjugend als Torhüter eingesetzt, dann aber auf eine andere Position umgeschult worden. Seine Fußball-Leidenschaft hatte Wilhelm von seinem Vater Eugen geerbt, der von 1914-1919 als Schriftführer und erster Kassierer Vorstandsmitglied des FC Bayern 1906 Kaiserslautern war, einem Vorgängerverein des VfR (Verein für Rasenspiele) Kaiserslautern. Obwohl Wilhelm beim FVK bzw. FCK spielte, scheint es sich bei Familie Baum eher um eine „VfR-Familie“ gehandelt zu haben, da einige ihrer Mitglieder allgemein bekannt Funktionsträger und Anhänger des VfR waren, eines Sportvereins, der Jahrzehnte lang die Rolle des großen Stadtrivalen des FCK gespielt und gegen den FCK heiß umkämpfte Derbys ausgetragen hatte.

Mehrere Mitglieder der Familie Baum waren Kaufleute. Sie handelten vor allem mit alkoholischen Getränken und gründeten in Kaiserslautern mehrere Wein-, Likör- und Spirituosenhandlungen. Anna Baum war Inhaberin der Firma „Wein u. Likörhaus Baum“.

Aus Unterlagen des Reichssippenamtes über die Volkszählung vom 17. Mai 1939 ergibt sich, dass die Familie Baum zum Zeitpunkt der Volkszählung in Ludwigshafen wohnte. Wilhelm galt nun – gemäß den Kriterien der nationalsozialistischen Rassenideologie – nicht als Jude. Seine Mutter hatte demzufolge in der Großelterngeneration keine jüdischen Vorfahren und sein Vater galt als „jüdischer Mischling 2. Grades“, da er mit seiner Großmutter väterlicherseits nur einen volljüdischen Großelternteil hatte.

Wilhelm leistete ab 1937 zeitweilig Militärdienst und heiratete 1940 in Ludwigshafen. Im Zweiten Weltkrieg wurde er als vermisst gemeldet und laut Beschluss des Amtsgerichts Ludwigshafen vom 1. September 1960 auf den 31. August 1944 für tot erklärt.

Autor: Markwart Herzog, bearbeitet und ergänzt von Martin Klemenz

Literaturverweise
Markwart Herzog, Der Torhüter und Feldspieler Wilhelm Baum (Jüdische Mitglieder und Antisemitismus in der Geschichte des FCK: V. Teil), in: In Teufels Namen: Stadionmagazin 1. FC Kaiserslautern, Saison 2013/14, September/Oktober/November, Nr. 1, 46f.
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