Leopold Neuburger

Funktionär
Präsident 1912-1914 und 1919-1920

Dr. Leopold Neuburger gehört bis heute zu den herausragenden Persönlichkeiten in der Geschichte des 1. FC Nürnberg. Als Vereinsvorsitzender (1912–1914 und 1919–1921) hatte er in entscheidenden Phasen der Entwicklung des Vereins die Weichen gestellt.

Im Jahr 1912 übernahm der Anwalt erstmals die Führung des Clubs. Er machte sich für ein eigenes Sportgelände stark, um so auf Dauer die Finanzen des Vereins zu stabilisieren und die Basis für dauerhaften wirtschaftlichen und sportlichen Erfolg zu sichern. Neuburger hatte als Standort für den Sportpark die Nürnberger Vorortgemeinde Zerzabelshof ausgewählt, da dort Vereine, anders als innerhalb der Stadtgrenzen Nürnbergs, keine „Lustbarkeitssteuer“ auf Einnahmen aus Sportveranstaltungen abführen mussten. 1913 hatte Neuburger schriftlich den Prinzregenten Ludwig von Bayern gebeten, „allergnädigst das Ehrenprotektorat über den 1. Fußballklub Nürnberg e.V. zu übernehmen“, um Anziehungskraft und Bedeutung des Vereins zu steigern.

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs unterbrach die Aufwärtsentwicklung des FCN, zumal auch Neuburger als Soldat an die Front musste. Nach dem Ende des Krieges übernahm er erneut die Führung des Vereins und legte die Grundlagen für eine spielstarke Mannschaft. Sie gewann 1920 den ersten Meistertitel, vier weitere sollten in fast der gleichen Besetzung folgten: 1921, 1924, 1925 und 1927

Im Sommer 1919 erhielt Neuburger für seine besonderen Verdienste um den Verein das „silberne Ehrenzeichen“. Aus beruflichen Gründen trat er im Juli 1920 nicht mehr für das Amt des 1. Vorsitzenden an, blieb dem Verein aber in anderen wichtigen Funktionen treu.

In der Festschrift zum 25-jährigen Vereinsjubiläum schrieb der Vereinsvorsitzende Dr. Hans Schregle: „Dr. Leopold Neuburger, mit seinem Wesen seit langem in den Club hineingewachsen, hat es verstanden, in der Klarheit seiner Entschlüsse und der Großzügigkeit seiner Maßnahmen dem Club aufs wertvollste zu dienen. Bereitwillig griff er jede Anregung auf, um sie in zielsicherer Weise in die Tat umzusetzen.“

In seinem Beitrag „Sport und Politik“ stellte Neuburger in derselben Festschrift die Grundsätze des Vereins klar. „Unser Club, sowie die Verbände, denen er angehört, stehen auf politisch und religiös neutraler Grundlage.“ Neuburger bekräftigte den „Grundsatz absoluter politischer Neutralität“. Er grenzte sich damit gegen die sozialdemokratischen Arbeiter-Turn- und Sportbewegung ab, aber auch gegen die konservative Turnbewegung, die „im Gegensatz zu uns von politischen Einflüssen niemals freigeblieben“ sei. Er kritisierte die „allzu deutliche Hervorhebung des Wortes ‚deutsch‘ […], als schritte sie [die Turnbewegung] bereits auf einem Wege, der in gerader Richtung auf den Nationalismus zuführt“ .

Neuburger sah Sport als Mittel zur Völkerversöhnung. „Je enger sich die internationalen Bande des Sportes knüpfen, um so mehr werden bei den einzelnen Völkern das Verständnis und die Achtung für das Wesen des andern geweckt und gefördert.“ Vehement wehrte er sich gegen den reinen Amateurismus beim DFB, der Spiele gegen ausländische Profivereine nicht gern sah und mitunter verbot: „Wollte man die Sportausübung in den Grenzen des Landes festhalten, wollte man in strenger Durchführung dieses Gedankens alle ausländischen Einflüsse auf das deutsche Sportleben unterbinden, der Sport müsste an dieser Inzucht zugrunde gehen .“

Leopold Neuburger verstarb im Juli 1928 im Alter von nur 46 Jahren. In der Festschrift zum 40-jährigen Vereinsjubiläum fehlte sein Name und der von vier weiteren jüdischen Mitgliedern in der „Ehrentafel“ der Träger des silbernen Ehrenzeichens. In der Festschrift zum 50-jährigen Vereinsjubiläum waren alle fünf wieder aufgeführt.

Leopold Neuburgers Frau Hedwig (geb. Berlin) wurde am 29. November 1941 nach Riga-Jungfernhof deportiert und ermordet. Neuburgers Kinder Kurt und Hilde überlebten die Schoah in Großbritannien.

Die Chronik zum 50-jährigen Vereinsjubiläum des 1. FC Nürnberg stellte die Verdienste des ehemaligen Vorsitzenden noch einmal heraus: „Dr. Neuburger ist allen, die ihn kannten, als ein glänzender Anwalt in Erinnerung, der als 1. Vorstand stets ein hervorragender Sprecher und Sachwalter der Club-Interessen war“.

Bildquelle: Stadtarchiv Nürnberg, Sign. C21 / VII Nr. 110

Autor: Bernd Siegler

Literaturverweise
Jochem, Gerhard: Ruhmreiche Zeiten? Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 2004, Siegler, Bernd: Eine Fahrkarte nach Jerusalem, in: Tobias Jim/Zinke Peter: nurinst 2016 - Beiträge zur deutschen und jüdischen Geschichte, Nürnberg 2016
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