Quelle: Stadtarchiv Nürnberg C21_VII_85

Kurt Max Krakenberger

17.09.1913 in Nürnberg
Mitglied

Der jüdische Kaufmann Dr. Walter Johann Krakenberger und seine Ehefrau Alice (geb. Tuchmann) hatten fünf Söhne, die alle in Nürnberg geboren wurden: Kurt Max (* 17. 9. 1913), Franz (* 11. 5. 1917), Willi (* 13. 11. 1918), Fritz (* 26. 6. 1921) und Herbert (* 8. 9. 1925). Die Familie wohnte zunächst in der Tiergartenstraße 24 (dann Ernst-von-Rath-Allee) und ab August 1936 in der Lohengrinstraße 13.

Bis auf den jüngsten Sohn Herbert wurden alle Kinder schon als Schüler Mitglieder des 1. FC Nürnberg. Kurt war vielseitig sportlich interessiert, er spielte Fußball, Hockey und Tennis und wurde am 1. April 1927 Club-Mitglied. Seine Brüder Franz, Willi und Fritz spielten Tennis und wurden am 1. April 1929, am 1. Mai 1931 und am 1. April 1932 Mitglied des 1. FCN. Am 30. April 1933 entfernte der Club alle vier aus der Mitgliederliste und markierte dies auf ihren Karteikarten mit dem Stempel »30. APR. 1933«. Den letzten Mitgliedsbeitrag hatten sie für Dezember 1932 bzw. Juni 1933 entrichtet.

1936 trennten sich laut Meldedatei die Wege der Familie. Demnach ging zuerst Kurt Max am 2. Januar 1936 nach London, der Handlungsgehilfe Franz wurde Ende Januar 1936 »abgemeldet auf Reisen, New York«, im März 1936 ging Herbert nach Antwerpen, Willi wurde Mitte Juli 1937 in die USA abgemeldet und der kaufmännische Volontär Fritz im Februar 1939 nach Newport.

„Abgemeldet nach Amsterdam“ heißt es am 17. Mai 1939 auf der Meldekarte der Eltern. Doch die Flucht in die Niederlande war für Vater Walter keine Rettung. Laut Gedenkbuch des Bundesarchivs wurde er vom Durchgangslager Westerbork am 1. Februar 1944 nach Bergen Belsen deportiert und dort am 1. Juli 1944 für tot erklärt.

Auch Walters Ehefrau und Sohn Herbert wurden nach Bergen-Belsen deportiert. Beide überlebten, weil der Name von Alice Krakenberger auf der Liste von Juden in Bergen-Belsen stand, die im Besitz von lateinamerikanischen Dokumenten waren und sich nach Ansicht der NS-Machthaber damit für einen Austausch gegen im feindlichen Ausland internierte Deutsche bzw. beschlagnahmte Devisen oder Güter eigneten.

Insgesamt gelangten nur etwa 2.560 jüdische Häftlinge mit verschiedenen Transporten aus Bergen-Belsen in die Freiheit, darunter Alice Krakenberger und ihr jüngster Sohn Herbert. Sie überlebten das KZ Bergen-Belsen, weil sie gültige Dokumente aus Honduras hatten. Wann und wie sie freikamen, ist nicht bekannt. Am 20. März 1946 wanderten beide in die USA aus.

Kurt Krakenberger arbeitete seit 1936 in London bei „Brandon and Nicholson“. Das Tribunal entschied am 19. Oktober 1939, dass er als „Male Enemy Alien“ von der Internierung auszunehmen ist. Er nannte sich fortan Richard Kurt Kenber. Am 21. März 1940 heiratete er die Engländerin Eileen Madeleine Baker und hatte ein Kind mit ihr. Richard Kurt Kenber studierte Jura und arbeitete als Rechtsanwalt. Die Familie lebte in Epsom, einer Vorstadt von London in der Grafschaft Surrey, und zog später nach Truro, Cornwall. Dort starb Richard Kurt Kenber am 1. Oktober 2001 im Alter von 88 Jahren.

Kurt Krakenbergs Brüder Franz und Willi waren 1936 bzw. 1937 in die USA emigriert, sein Bruder Fritz 1939 nach Großbritannien.

Autor: Bernd Siegler

Literaturverweise
Bernd Siegler: Heulen mit den Wölfen. Der 1. FC Nürnberg und der Ausschluss seiner jüdischen Mitglieder. Fürth 2022.
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